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Musikwünsche (oder auch: "wenn du das spielst, dann tanzen sie alle"...)

Aktualisiert: vor 6 Stunden


VORSICHT REALTALK:  Ich habe eine Weile überlegt, ob ich dieses Thema veröffentlichen soll – und wenn ja, wie ich es angehe. Manche Abschnitte könnten provokant wirken, und vielleicht fühlt sich der ein oder andere auf den Schlips getreten.

Aber genau darum geht es in meinem Blog: Transparenz. Ich möchte Dinge ansprechen und Einblicke geben, die sich andere DJs oft nicht trauen – für euch als Leser mit echtem Mehrwert.


Wenn das Thema Musikwünsche aufkommt, wird in DJ Foren immer heiß diskutiert! Wann und wo lässt man sie zu? Wie viel lässt man zu? Lässt man sie überhaupt zu oder würde das den kreativen und künstlerischen Bereich des DJ's einschränken und dieser damit den roten Faden des Abends aus der Hand geben? Aber die wirkliche Brisanz spielt sich ja nicht in Foren ab, sondern direkt vor Ort, wenn ein Gast vor dir steht und seinen Musikwunsch äußert. Meiner Meinung nach sollte jeder DJ das Thema Musikwünsche individuell angehen, da hier mehrere Faktoren eine Rolle spielen! Aus diesem Grund kann ich nur von meiner Sichtweise sprechen und aufzeigen, wie ich mit dem Thema Musikwünsche umgehe: 1. Auf was für einen Veranstaltung bin ich eigentlich? Auf einem Festival oder in einem Club bin ich mehr Künstler als Dienstleister. Die Leute kommen, um den DJ oder den Club zu erleben – sie wissen, welche Musik sie erwartet und warum sie da sind.. Ganz anders auf Hochzeiten und Events: Hier ist man Dienstleister und sollte eine breite Masse an Musik bedienen können, denn hier ist von 6-80 Jahren alles dabei, und die Leute kommen nicht wegen deiner Musik, sondern wegen des Gastgebers, der einen DJ engagiert hat, um deren Wunschmusik zu spielen. 2. Was habe ich für ein Publikum? "Beobachten und Analysieren und nicht stumpf sein Programm durchziehen" heißt es hier. Vielleicht möchte dieses Publikum heute gar nicht tanzen und ich wurde heute nur für die Nebenbeschallung gebucht? Das gilt aber meistens eher für Buchung in Bar's & Co. Um ehrlich zu sein, ist Nebenbeschallung auch nicht mein Ding, ich sehe mein Publikum gerne lieber feiern & eskalieren :) Leute zu "lesen" ist ein ganz elementarer Baustein für einen guten DJ. 3. Ist die Tanzfläche, mit den Genres die ich spiele, dauerhaft gefüllt? Hier sind wir schon beim Wohl der Allgemeinheit: Ist die Tanzfläche voll und zwar bei verschiedensten Genres, die ich anspiele, mache ich als DJ ergo erst einmal nichts verkehrt und die Basis ist gegeben. 4. Und damit wären wir auch beim letzten, aber wichtigstem Punkt: Der Musikwunsch ansich. Und nun kommt die große Kunst als Dienstleister: Das Abwägen inwieweit dieser Musikwunsch der Feier dient. Mache ich vielleicht den Gast (und vielleicht 1-2 andere Freunde) mit seinem Wunsch glücklich und leere mir gleichzeitig damit die Tanzfläche, oder erkläre ich ihm in Ruhe, dass sein Wunsch leider am heutigen Abend nicht mehr reinpasst, weil wir gerade auf Hochtouren sind und Eric Clapton's "Tears in Heaven" (letztes Wochenend-Beispiel) jetzt einfach nicht gut für die Feier und den tanzenden Leuten vor mir wäre, weil sie auf den nächsten Kracher warten, der die Energie hält.

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Leider leider können viele Gäste diese Sichtweise nicht nachvollziehen und nehmen es sehr persönlich, dass man ihren Wunsch ablehnt - oder noch schlimmer: Sie fangen (oft nach ein paar Drinks) an, zu diskutieren, statt mit den anderen Gästen auf der Tanzfläche eine tolle Zeit zu haben. Glücklicherweise hatte ich bisher nur lange, selten auch hitzige Diskussionen mit betrunkenen Gästen. Ich habe aber von Kollegen auch schon von körperlichen Auseinandersetzungen gehört – Erfahrungen, die ich ehrlich gesagt niemals machen möchte. Deshalb versuche ich hier verbal auch ganz schnell deeskalierend zu wirken und mit dem Gast nach einer Song-Alternative zu suchen, die ihm gefällt. Nicht falsch verstehen: Ich persönlich liebe es Musikwünsche zu erfüllen und es kommt bei mir nicht selten vor, dass sich Gäste genau den Song wünschen, den ich als nächsten schon längst im Player hatte. Allerdings muss der Wunschsong immer der Allgemeinheit und somit der Feier dienen! Auch muss sich ein DJ natürlich auch an die Vorgaben bzw. den No-Go's des Gastgebers halten. Realtalk: Hey, ein einzelner Gast, der die Musik nicht mag? Völlig okay! Geschmackssache, Leute – und genau das macht das Leben bunt.

Aber mal ehrlich: schlechte Laune auf der Feier verbreiten, andere nerven oder gar mit Gewalt drohen? Nope. Das zeigt nur eins: Dieser Gast hat entweder die Kinderstube verpasst oder vergessen, dass es heute nicht um ihn, sondern um den Gastgeber geht.

Die Tanzfläche brummt, alle anderen haben Spaß – und wenn ein paar Nörgler meckern, dann gilt: Augen zu und Musik an! 🎶so what! Ich persönlich würde nie einen Wunsch ablehnen, weil mir das Gesicht des Gastes nicht passt oder der Wunsch nicht meinen Musikgeschmack trifft! Natürlich weiß ich dabei auch, dass es DJ's gibt, die so etwas tun. Wie immer macht da wieder der Ton die Musik und zwar von beiden Seiten. Wie bereits erwähnt, versuche ich immer dem Gast zu erklären, dass es möglicherweise nicht reinpasst oder ich noch versuche irgendwo unterzubekommen, ohne es aber zu garantieren. Option 2: Ich biete ihm ein Kompromiss an in Form von einem tanzbaren Remix an oder einen anderen Track vom selben Künstler oder etwas, was in eine ähnliche Richtung geht. Das ist meiner Meinung nach alles besser als ein stumpfes und arrogantes "Nö". Oder noch schlimmer, es zu versprechen, aber nicht zu spielen. Fakt ist, dass ich als DJ für die feiernde Allgemeinheit spielen muss, auch wenn das heißt, dass ich damit an 3-4 Leuten an dem Abend "vorbei spiele". Die Songs, von denen ich denke, dass die meisten auf der Tanzfläche bleiben, Kracher für Kracher eben. Und dabei sind meine persönlichen Vorlieben völlig außen vor, denn ich höre Privat keine Helene Fischer, keine Backstreet Boys und keinen DJ Ötzi. Und dennoch spiele ich sie gerne für das Publikum, weil sie es mir danken und die Tanzfläche zum beben bringen können. That's my job. Lustigerweise bekomme ich manchmal auch Geld angeboten, damit ich den (schlechten) Lieblingssong des Gastes spiele. Ich lächel dann immer und lehne dankend ab, denn das Prinzip bleibt gleich. Wenn der Gastgeber im Vorfeld deutschen Ghetto-Rap für seine Feier ausgeschlossen hat, dann nützt eben auch kein 50€ Schein, damit ich Capital Bra spiele... ABER genug von den negativen Beispielen!  Musikwünsche müssen auch nicht immer schwierig oder miserabel sein, ganz im Gegenteil! Gute...nein... passende Musikwünsche zeigen mir auch oft die Richtung auf, welche die Gäste an dem Abend einschlagen wollen. Zusätzlich kommen sehr oft auch wieder Songs ans Tageslicht, die selbst ich als DJ, völlig vergessen hätte und auf die man sich freut, weil man sie einfach so lange nicht mehr gehört geschweige denn gespielt hat. Beispiel vom letzten Wochenende: "Ey DJ, spiel doch mal Lasgo's "Something" oder "Explode". Und die beiden Songs saßen, das könnt ihr mir glauben! Ich bin der letzte, der sich nicht über einen Musikwunsch freut, der funktioniert, der alle glücklich macht. Also bitte mehr davon, denn ich bin ein großer Fan von passenden Musikwünschen, die eine Feier besser machen!!!


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