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Eine Hochzeit in Zeiten von Corona...und wie ich damit umgegangen bin

Aktualisiert: 18. Aug. 2020

Da war er nun, der Tag, auf den ich lange lange gewartet habe: Der 03.07.2020. Zum einen, weil es meine, zu dem Zeitpunkt, allererste Hochzeit im Jahr 2020 war. Zum anderen, weil ich überhaupt nicht einschätze konnte, wie eine Hochzeit unter Coronaauflagen aussehen könnte. Im Vorfeld waren mir so gut wie alle Hochzeiten im Jahr 2020 durch Corona weggebrochen und selbst an diesem Abend bekam ich noch die Nachricht von einem weiteren Brautpaar über eine Verschiebung. Was sollte mich also an diesem Tag dort erwarten? Das Hochzeitspaar selbst war auch schon in den Monaten davor stets positiv gestimmt und die Beiden haben alles dafür getan, dass sie ihren großen Tag noch dieses Jahr mit ihren Liebsten feiern können. Diese positiven Vibes haben mich ehrlich gesagt beeindruckt. Dafür wurde sogar noch kurzfristig der Veranstaltungsort gewechselt, um die strengeren Verordnungen in Niedersachsen zu umgehen: Es ging also von Wolfsburg nach Schönebeck in Sachsen-Anhalt. Für mich, außer ein paar km mehr, kein Problem. Im Gegenteil: Natürlich machte das auch mir mehr Hoffnungen auf eine "normale" Feier und je näher ich diesem Tag kam desto mehr freute ich mich endlich wieder zu hochzeiten. Wie sahen also die Auflagen in Sachsen-Anhalt aus? Den Mundschutz gab es nur noch als Empfehlung, Abstandsregeln galten aber noch. Nicht schön, aber bei einer größeren Tanzfläche zu verschmerzen. Womit aber wohl niemand mehr in Sachsen-Anhalt rechnete: Es galt ein Tanzverbot bei Personen aus verschiedenen Haushalten. Aber dazu später mehr. Die Hochzeitslocation ansich war sehr schön. Vor allem der Blick von der Terrasse direkt auf die Elbe war wirklich Traumhaft. Gerade durch diesen Aspekt, kam es zu keinen Gruppenbildungen, da sich die Gesellschaft in- und außerhalb der Location gut verteilte. Als das Essen auf dem Plan stand, moderierte ich nach Absprache die Tische einzeln zum Buffet, so dass sich auch hier nichts staute. Bis zum Eröffnungstanz war also alles so wie es sein sollte und alle Anwesenden waren tiefenentspannt. Nach der langen Phase für Essen, Spiele und Programmpunkte gepaart mit Hintergrundmusik, kam es dann gegen ca. 21:00 Uhr zum Eröffnungstanz und mich beschwich ein ungutes Gefühl. Der Tanz war super gelungen und man merkte dem Brautpaar an, dass sie ihren Song super einstudiert hatten und tanzten ihn somit komplett durch. Eine absolute Seltenheit heutzutage und wirklich toll gemacht von den Beiden! Und dann kam der Moment als die Tanzfläche förmlich überannt wurde. Man merkte einfach sofort, dass die Leute wieder heiß waren endlich (!) wieder zu tanzen und spaß zu haben. Und schwups hatte ich nach nicht mal 2 Minuten die erste Ansage vom Betreiber bekommen, dass es so nicht gehen würde. Ich stand also dummerweise komplett zwischen den Stühlen: Auf der einen Seite das Brautpaar, das mir kurz vorher ausdrücklich freie Hand gab. Und auf der anderen Seite der Locationbesitzer, der, glaub ich, anfing mich ziemlich blöd zu finden, denn Ansage 2 ließ nicht lange auf sich warten. Nach 1 1/2 Std Musik war dann Schluss und aus einer vollen Tanzfläche wurde leider ein Trauerspiel. Es gab die dritte Ansage von der Location und somit war dann wirklich Feierabend. Die Gäste waren teilweise wirklich schockiert und ich versuchte jedem einzelnen so gut es ging zu vermitteln, dass ich mit ihnen am liebsten bis morgens um 6 Uhr gefeiert hätte. Auch ich hatte wirklich einen Klos im Hals als ich die Musik stoppte, auf die Uhr schaute (22:30 Uhr) und eine leere Tanzfläche vor mir sah. Ich werde schließlich für tolle Feiern gebucht, und hätte ich nicht auch dort 100% gegeben, wie ich es immer tue, dann wäre es auf mich und meiner Arbeit als DJ zurückgefallen. Bei der Location mag ich mir wahrscheinlich keine Freunde gemacht haben, aber so war es nun mal vom Kunden vorgegeben. Aber bevor es jetzt zu Missverständnissen kommt: Ich kann jede Seite in dieser Geschichte und deren mitsichbringengenden Problematik verstehen! Das Brautpaar was sich eine tolle Feier mit tanzenden Gästen vorgestellt hat. Und der Betreiber, der dafür gehaftet hätte, wenn das Ordnungsamt vor der Tür steht. Das ist auch der Grund, warum ich dieses mal explizit keine Namen nenne oder Fotos poste. Wie es auf der Hochzeit weiterging fragt ihr euch? Das hab ich mich ehrlicherweise auch gefragt, denn nicht nur die Gäste waren geknickt, sondern ich war es definitiv auch. Das Brautpaar bat mir an, nach meinem Technikabbau, mich einfach als freier Gast und nicht als Dienstleister weiterhin auf der Hochzeit zu bewegen. Wow, was für eine tolle und liebevolle Geste! Und Freunde, was soll ich sagen: Ich verbrachte noch glatte 5 Std auf dieser Hochzeit, wurde super von den Gästen integriert und hatte noch eine Menge lustige und tolle Momente. Auch weil mir das Brautpaar immer wieder versicherte, dass sie, trotz des Musikstopps, eine wunderbare Hochzeit hatten. Kunde glücklich = DJ glücklich! Nun hoffe ich aber trotzdem, dass wir endlich wieder die Lockerungen bekommen, die uns eine normale Feier ermöglicht. Denn nichts ist schöner als eine Feier MIT Musik bei Sonnenaufgang zu beenden ;)

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